“Im Anfang” Anfangen

Einleitend gehe ich davon aus, dass Du die Rubrik Über Uns (die About WildBranch Ministry) gelesen hast und jetzt bereit bist, Dir einige fundamentale Dinge des Glaubens vorzunehmen. Die Überschrift, die ich gewählt habe, bedeutet nicht, dass wir jetzt das ganze Buch Bere’shiyt (1. Mose) studieren werden, sondern dass wir uns zunächst nur mit dem entscheidenden ersten Vers beschäftigen wollen. Es ist der allererste Vers der gesamten Schrift: „Im Anfang schuf ‘Elohim die Himmel und die Erde.“ Mit diesem Vers leitete ‘Elohim Seine großartige Schöpfung ein. (Ehe Du weiter liest, wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, um Dir die Lektion „Das AlephBet“ anzusehen und dann zu diesem Artikel zurückzukehren. Wenn Du die Lektion schon gelesen hattest, können wir einfach fortfahren.)

Über Brad

In der Rubrik Über Uns erwähne ich kurz, dass viele Gemeinden, in denen die “Perspektive der hebräischen Wurzeln” gelehrt wird, dazu neigen, Terminologien zu verwenden, die nicht klar definiert sind. Viele Christen denken daher, dass es eine gewisse Dualität gibt, will heißen, eine jüdische und eine christliche Vorgehensweise der Bibelinterpretation. Doch nur ein Weg ist der richtige, das geschriebene Wort zu verstehen und das ist der gemäß der Denkweise derjenigen Menschen, die YHWH auserwählt hatte, Sein Wort nieder zu schreiben. Die Interpretation der amerikanischen Verfassung ist ein großartiges Beispiel. Dieses wunderbare Dokument, das wir heute betrachten und lesen können, hatte einen Anfang. Vor mehr als zwei hundert Jahren haben geniale Männer dieses Werk auf der Basis des Tanak verfasst. (Nachzulesen in dem Buch “The Myth of Separation” [etwa ”Der Mythos der Trennung”] von David Barton.) Sie wählten ihre Worte sorgfältig und nach ausgiebigem Debattieren. Die Niederschriften dieser Debatten tragen den Namen “Constitutional Convention Records” [etwa “Protokolle zum Verfassungskongress”] und sind in den meisten größeren Bibliotheken einzusehen. Dort kannst Du nachlesen, was diese Männer mit den Worten sagen wollten, auf die sie sich geeinigt hatten. Jedoch zwei hundert Jahre sprachlicher Evolution später können viele der intelligentesten Gelehrten unseres Landes dieselben englischen Wörter betrachten und zu dramatisch unterschiedlichen Schlussfolgerungen kommen. Warum ist das so? Weil unsere Sprache sich - ebenso wie unsere Kultur - drastisch verändert hat.

Was bedeutet das für uns heute? Sollte die Verfassung ein “lebendiges” Dokument sein? Sollte sie sich mit nachfolgenden Zeiten verändern?

Dr. Walter Williams, Professor an der Universität von Georgetown, hat es meisterhaft ausgedrückt: “Was würdest Du sagen, wenn ich Dir ein Pokerspiel mit Regeln vorschlagen würde, die sich im Laufe der Zeit ändern?” Genau das möchte ich auch in Bezug auf die Heiligen Schriften fragen. Sollten sie sich mit den Zeiten verändern? Wenn sie in andere Sprachen übersetzt werden, sollte ihre fundamentale Bedeutung sich dann evolutionär der jeweiligen Zeit anpassen? Wir sind der Meinung, die Antwort lautet: NEIN! Ich hoffe, Dir zeigen zu können, dass die Bedeutung neutestamentlicher Wörter in ihrem Ursprung, dem Tanak, zu finden ist. Ich werde Dir zeigen, dass die meisten Redewendungen und Formulierungen direkt aus “jüdischem” Gedankengut und deren Kultur stammen. Lass uns nun beginnen, einige Terminologien zu definieren.

Was meinen wir mit der “jüdischen” oder “hebräischen Perspektive”?

Ich möchte zunächst eine ganz einfache Antwort voran stellen: gemeint ist die Perspektive, mit der die Schreiber der Bibel das Leben, die Welt, in der wir leben, und die zukünftige Welt betrachteten. Nahezu von Anfang an unterscheidet ‘Elohim innerhalb der Weltbevölkerung diejenigen, welche Seinen Wegen folgen von denen, die andere Wege gehen. Er macht einen Unterschied zwischen gut und böse, richtig und falsch, heilig und nicht heilig, rein und unrein. ‘Elohim erklärte Adam und Chava gleich zu Beginn, dass sie die Früchte aller Bäume essen könnten; allerdings dürften sie nicht von dem Baum der Erkenntnis von gut und böse nehmen. Er ordnete einen klaren Unterschied an zwischen Seinem Weg und jedem anderen Weg. Er erklärte Adam, welche Opfer er bringen sollte und welche nicht. Adam lehrte danach seine Söhne die Gebote ‘Elohims (eine logische Schlussfolgerung, wenn wir Ivrim (Hebräer) 11,4 richtig verstehen). ‘Elohim zeigte Noach, welche Tiere rein und welche unrein waren. Am Turm zu Babel verwirrte YHWH dann die Sprachen der Menschen, nicht die Rassen oder Hautfarben. Er wählte Avraham unter allen Völkern aus, um der Vater einer nicht zu zählenden Nation zu werden. Er verkündete, dass jeder, der sich zu Avraham bekennt, gesegnet sein würde (Bere’shiyt 12,1-3). Er säte sein Wort aus durch Avraham und dessen Sohn Yitz'chak. Er blieb dabei immer Seiner Sprache (dem Hebräischen) treu, wenn Er Sein kostbares Wort mitteilte. Er offenbarte, dass es einen Unterschied gab zwischen Yitz'chak und Yischma‘el, und von dem Zeitpunkt an teilte Er die Welt in Israel und alle anderen Nationen - in Seinen Weg und alle anderen Wege. Die Wege der Nationen wurden von da an immer den Wegen YHWHs gegenüber gestellt. Scha‘ul (Paulus) erwähnt mehrmals, dass da Männer und Frauen, Sklaven und Freie, Yehudah und Nationen sind. Warum ist das so? Weil die Nationen alle Aspekte des Lebens, der Welt in der wir leben und des zukünftige Lebens ganz anders sehen als das Volk, das YHWH auserwählt hat, um die Botschaft von Seiner Adoption, von der Herrlichkeit, von den Bündnissen, von der Torah, von YHWHs Dienst und von Seinen Verheißungen (Römer 9,4-5) kund zu tun. Vielleicht hältst Du jetzt inne und fragst Dich: “Warum wurden über 90 % der Heiligen Schrift von Hebräern geschrieben? Warum kam ‘Elohim bei Seiner Menschwerdung als Hebräer auf die Erde? Warum hat Yeschua’ nur die hebräischen Feste gehalten? Warum waren all Seine Jünger Hebräer? Warum wurde das Evangelium den Yehudim zuerst gebracht und dann erst den Griechen (Römer 1,16)? Warum war der Jünger, der Judas ersetzen sollte, wieder ein Hebräer? Warum war der Apostel für die Heidenvölker ein Hebräer?” Könnte der Grund dafür sein, dass all diese Seine Sprache sprachen, Seine Feste feierten, Seine Gebote kannten und weil ihnen Seine Bündnisse und Seine Wege vertraut waren?

Wenn wir davon sprechen, die Schrift aus “hebräischer Perspektive” zu sehen, dann sprechen wir von den Wegen, die YHWH schon im Tanak klar definiert hat, die aber von westlichen Christen weitestgehend ignoriert werden. Dabei ist die Kenntnis von Sprache und Kultur der Schreiber des Neuen Testaments, sowie von der Bedeutung der verschiedenen Idiome und eigenartigen Redewendungen von größter Wichtigkeit, wollen wir die Schrift richtig interpretieren. Die meisten Aussagen Yeschua‘s hörten sich in den Ohren der Menschen Seiner Zeit ganz anders an, als in den unsrigen heutzutage. Dadurch gewinnt nun auch der Satz “wer Ohren hat, der höre …” an seiner ursprünglichen Bedeutung. Das ist jetzt nur ein kleines Beispiel davon, was ein Idiom ist. Das Wort Idiom kommt von dem griechischen idios, was so viel wie eigenartig, einzigartig oder privat, d.h. nur auf eine bestimmte Person oder eine bestimmte Sache bezogen, bedeutet. Im Zusammenhang mit dem oben Genannte würde das Idiom also auf etwas hinweisen, das nur privat von bestimmten Personen und nicht von der Allgemeinheit verstanden wird.

Die Art, wie diese Redewendung ins Griechische und dann ins Englische (bzw. Deutsche) übersetzt wurde, zeigt uns, dass sie ursprünglich aus dem Hebräischen kam. Idiome sind wichtig, weil das Neue Testament voll von ihnen ist. Idiome sind einzelne Wörter oder Wortgruppen, die bei einer „Wort für Wort Übersetzung“ keinen Sinn ergeben. Lass mich das kurz an einem Beispiel illustrieren: nehmen wir einmal an, ein Japaner würde Deutschland besuchen, um die Menschen hier besser kennen zu lernen. Nehmen wir ferner an, dass dieser Japaner dann ein Wörterbuch „Deutsch-Japanisch“ ersteht und nun beginnt, das, was er auf Deutsch hört, Wort für Wort ins Japanische zu übersetzen. Nach sechs Monaten kehrt er zurück in seine Heimat, und man fragt ihn dort: „Wie sind denn nun die Deutschen?“ „Weißt du, das sind wirklich komische Leute.“ „Wie meinst du das?“ „Nun, einige Leute haben Haare auf den Zähnen, einige haben ein Brett vor dem Kopf, andere können den Wald vor Bäumen nicht sehen, wieder andere meinen, dass Lügen kurze Beine und sie selbst zuviel um die Ohren haben, und was das Merkwürdigste ist, viele denken, sie könnten die Zeit totschlagen und das Blaue vom Himmel holen.“ Kannst Du Dir vorstellen, dass eine Übersetzung, die jedes Wort dieser gebräuchlichen Redewendungen getrennt und für sich übersetzt, Dir überhaupt nicht weiter hilft? Wenn dieser Mann sinngenau wiedergeben möchte, was wir mit den genannten Idiomen meinen, dann müsste er längere Zeit unter uns leben, um unsere Gebräuche und Redewendungen kennen zu lernen. Das trifft genau so auf die Gebräuche und Redewendungen der Schreiber des Neuen Testaments zu – nur noch in viel größerem Maße.

Wir werden uns jetzt auf die Entdeckungsreise in die Welt dieser Schreiber des Neuen Testaments begeben. Wir werden Dutzende von diesen Idiomen definieren, und ich verspreche Dir, dass es Deine Perspektive, Dein Bibelstudium und Dein Leben radikal verändern wird.

Schalom Alechem!